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Michendorf: 
Beständig statt vergänglich

Die Michendorfer Kirche existiert seit 1743. In den vergangenen Jahrhunderten wurde vielfach ein Abriss und Neubau angestoßen. Aus unserer heutigen Perspektive können wir sagen: Zum Glück wurden diese Pläne nie umgesetzt. Denn diese kleine Fachwerkkirche hat ihren ganz eigenen und freundlichen Charakter.

Unsere Michendorfer Kirche heute.

Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es in Michendorf eine Kirche. Ab 1700 wurde der Neubau geplant und schließlich mit „619 Reichstalern, 16 Groschen und 10 Pfennigen“ veranschlagt. Nach der Fertigstellung 1743 wurden die Glocken 1783 und 1798 angebracht. In den folgenden Jahrzehnten waren immer wieder schwere Reparaturen notwendig, bis 1827 schließlich das Läuten der Glocken untersagt wurde, um die marode Substanz nicht weiter zu belasten.

Auch die restaurierte Kirche blieb vom Pech verfolgt. Schon 1865 stellte das „Ministerium für Geystliche Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten“ fest, dass „sich die Steine überall von den Balken abgelöst haben, so ist die ganze Kirche durchsichtig und luftig, voller Zug und Wind…“ Da Michendorf starken Zuzug verzeichnete, wurde über die Jahre immer wieder ein vergrößerter Neubau diskutiert. Schließlich blieb es dann doch bei Reparaturen. 1930 wurde immerhin das Kirchendach instand gesetzt.

Der Innenraum unserer Kirche vor der Neugestaltung 1962.

Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Sanierung und Erweiterung der Kirche. Folgender Brief des Michendorfers Bürgermeisters vom 20. August 1947 zeigt, wie hart die Nachkriegsjahre waren. Darin bat er den Pfarrer, seinen „Appell an die Bauernschaft“ im Gottesdienst zu verlesen: „Hier gilt es zur Linderung der allergrößten Not Gemeinschaftsgefühl zu beweisen. In der bäuerlichen Küche wird so reichlich gekocht, daß, ehe Hund und Katze die Reste erhalten, auch noch ein Teller Essen für ein notleidendes Kind abfällt. Ich appelliere an Ihre Herzen (…) Ich werde Ihnen alsdann wirklich bedürftige Kinder zuschicken.“

1947 wurden Dach und Fachwerk repariert. 1952 bekam Michendorf eine selbständige Pfarrstelle. 1954 ersetzte man die vom Holzwurm zerfressene Kirchendecke durch eine Putzdecke. Bis 1958 wurde das Pfarrhaus fertig gestellt. 1962 wurde endlich auch der Innenraum der Kirche neu gestaltet, einschließlich Kanzel, Altar, Taufstein und Gestühl. Die „Bezirksstelle für wirtschaftliche Energieanwendung“ stimmte dem Bau einer Infrarotheizung zu, die aber „nur an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 6-10 Uhr“ betrieben werden durfte.

1978 wurde der Kirchturm renoviert; aufgrund einer beschädigten Dachdeckung aus Bleiblech war ein Dachbalken verfault. Den Ersatzbalken entnahm man einer Abrissscheune. In Ermangelung einer Hebeeinrichtung wurde der Balken von drei Männer mit Hilfe eines Seils hochgezogen. Von nun an krönte die Turmspitze ein Kreuz, das durch den Schmiedemeister Bischoff hergestellt wurde. Bischoff war jahrzehntelanges Mitglied des Gemeindekirchenrats. Erst 1985 wurde ein elektrisches Läutewerk im Turm installiert.

Mitten in eine Diskussionsveranstaltung des Neuen Forums in der Michendorfer Kirche am 9. November 1989 platzte die Nachricht von der Maueröffnung. In der Folge leistete sich die Gemeinde neue Antependien (Textilien) in allen liturgischen Farben. 1992 wurde der Dachstuhl aufwendig saniert. Die Erneuerung der Elektroanlage, die Renovierung des Turmes und die komplette Innensanierung wurden angepackt.

Heute strahlt unsere Michendorfer Kirche allen Widrigkeiten zum trotz in zeitlos schlichter Schönheit.  

Der Innenraum heute mit Blick zur Orgel.

Unsere Orgel in Michendorf

Seit den 1920er-Jahren wurde eine Orgel geplant, doch erst 1966 stellte die Firma Sauer eine kleine Orgel auf die Empore, die mit ihren vier Registern aber nur sehr begrenzte Möglichkeiten bot.

Der Spieltisch während des Aufbaus 2017.

2017 ergab sich die Möglichkeit, ein gebrauchtes Instrument von einer Berliner Gemeinde zu erwerben, welches in den Maßen seiner seitenspieligen Anlage gut in die sehr niedrige Empore der Kirche passte. Erbaut wurde diese Orgel von der Firma Hinrich Otto Paschen Orgelbau/Kiel. Orgelbaumeister Jörg Stegmüller aus Wilhelmshorst entwarf ein neues Gehäuse und  führte die Umbau-, Erweiterungs- und Intonationsarbeiten aus.

Die Disposition ist eine Kombination aus Altbestand von Paschen (1968) und Stegmüller (2019):

I. Manual (HW)

  • Prinzipal 8’ (neu 2019)
  • Rohrflöte 8’ (1968)
  • Octave 4’ (1968)
  • Gedacktflöte 4’ (neu) *
  • Prinzipal 2’ (1968)
  • Mixtur 3-4 fach (1968)

II. Manual

  • Gedackt 8’ (1968)
  • Weidenpfeife 8’ (2019, gebrauchtes Register)
  • Traversflöte 4’ (neu 2019)
  • Waldflöte 2’ (1968)
  • Nazard 22/3’ (aus Sesquialter 1968)
  • Terz 13/5’ (aus Sesquialter 1968)
  • Krummhorn 8’ (gebrauchtes Register) *

Pedal

  • Subbaß 16’ (1968)
  • Prinzipalbaß 8’ (C- e0 Auszug aus Pr. 8’, Rest eigenständig, 2019)
  • Cantor 8’ (Auszug aus Krummhorn 8’) *
  • Cantorin 4’ (Auszug aus Krummhorn 8’) *

Sonne = Schnelles Glockenspiel (2019)
Mond = langsames Glockenspiel (2019)
Kuckuck *
Piep (2019)

Koppeln: I/P, II/P, II/I

(* geplant für den 2. Bauabschnitt)

Die Windlade unserer Orgel während des Aufbaus.