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Abschied von der Frauenhilfe

15.1.2023

nach 110 Jahren

Abschied von der Frauenhilfe nach 110 Jahren
von Barbara Schmidt  

“Friede sei mit dir, Friede sei mit mir, Friede mit uns allen und mit der ganzen Welt” - so verabschiedeten wir uns jedes Mal am Ende des Zusammenseins mit den Frauender Frauenhilfe Michendorf, wie sie seit 110 Jahren heißt. Nun müssen wirleider sagen:  hieß. Einleitend ein kurzer Rückblick aus den Aufzeichnungen zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2012.
Im Jahr 1912 wurde ein Verein von einigen Frauen gegründet, die Not lindern wollten. Aber schon bald waren es 75 Frauen, die sich in der alten Schule trafen. Sie schlossen sich dann der Evangelischen Frauenhilfe Potsdam an und der Name Frauenhilfe war geboren.
Mit Nähen, Stricken, Geld sammeln für die Suppenküche zur Unterstützung der Armen und der Kinderbetreuung von Eltern aus der Landwirtschaft leisteten die Frauen der Frauenhilfe eine wichtige freiwillige Arbeit. Damit fanden sie in dieser Gemeinschaft selbst auch innere Befriedigung und Freude.
Nach dem 1. Weltkrieg unterstützten sie die Kriegerwitwen, nahmen Ferienkinder aus Städten auf und halfen vielfältig in Notlagen. 1928/29 gründete die Frauenhilfe unseren heute noch bestehenden evangelischen Kindergarten.
Unter den Nationalsozialisten wurde wegen der Konkurrenz zur NS- Frauenschaft die Arbeit stark eingeschränkt und schließlich untersagt. Aber heimlich hörte die Arbeit nie auf. Nach dem Krieg ging es offiziell weiter, wurde aber zunehmend ein Kreis der älteren Frauen. Parallel hatten sich im Laufe der Jahre in der Kirchengemeinde neue Kreise gegründet, so z.B. der Mütterkreis für die jüngeren Frauen am Abend, da viele von ihnen inzwischen berufstätig waren. Mitte der 60-ziger Jahre gründete sich der Arbeitskreis als Hausarbeitskreis.
In den Jahren 1959-1996 wurde die Frauenhilfe von Frau Hanna Müller geleitet, unterstützt durch unsere damalige Küsterin “Tante Emma” (Frau Neugebauer). Als ich im Jahr 1996 dazukam, leitete Frau Pastorin Günther den Kreis, unterstützt durch “Tante Ursel”(Ursula Hundt). Wir trafen uns einmal im Monat immer am Mittwoch.
Begonnen wurde immer mit einer Andacht; es gab dann die verschiedensten Themen aus vielen Bereichen, so angelegt, dass gute Gespräche entstanden. Das Singen kam nicht zu kurz, die „Geburtstagskinder” wurden mit gewünschtem Lied, Kerze und kleinem Buch bedacht. Jede bekam auch pünktlich zum Geburtstag einen persönlichen, schriftlichen Glückwunsch.
Wir feierten fröhliche Feste: Ostern, Erntedank, Advent mit Kaffee und köstlichem, selbst gebackenem Kuchen.Jedes Jahr gab es einen Busausflug zu unterschiedlichen schönen Orten, diese waren vom Ehepaar Günther und Tante Ursel gut vorbereitet.
So nach und nach wurde der Kreis der Frauenhilfe kleiner, wir nahmen Abschied von langjährigen Teilnehmerinnen, es kamen aber auch einige neue Frauen dazu.
Die Unterstützung für den Kindergarten und für die Notleidenden in der Welt war für uns immer wichtig. Dafür wurde immer am Schluss einer jeden Zusammenkunft die Kollekte gesammelt. Frau Siglinde Reinkensmeier war unsere verlässliche Verwalterin der Finanzen.
Frau Günther verabschiedete sich von uns, ihre starke Sehbehinderung ließ eine weitere Mitarbeit nicht mehr zu. Auch Tante Ursel hörte dann auf, das Vorbereiten fortzusetzen. Dankenswerterweise übernahm Helga Noack die Leitung. Bei den Andachten unterstützten sie Pfarrer Dürschlag und Prädikant Peter Schütz. Doch 2022 musste auch sie krankheitsbedingt aufhören, ohnehin war durch die Coronazeit das Zusammenkommen stark eingeschränkt. Damit hat der älteste Kreis unserer Gemeinde nun ein Ende gefunden. So möchte ich in dieser unfriedlichenZeit diesen Bericht beschließen, wie ich ihn begonnen habe: “Friede sei mit dir, Friede sein mit mir, Friede sei mit uns allen und mit der ganzen Welt.”  

 

 

 

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