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17.12.2020 - Weihnachten in der Ferne

16.12.2020

Weihnachts-Kalender: Virtuell von Tür zu Tür – von Mensch zu Mensch

Für alle, die Weihnachten nicht da sind, wo sie gerne sein möchten 

An Weihnachten zieht es mich immer zurück an den Ort, in dem ich geboren wurde. Dort möchte ich an Heilig Abend mit meinen Eltern zusammensein, den vertrauten Geruch nach Tanne und Bienenwachskerzen einatmen und in die Kirche gehen, in der wir Verwandte, Freunde und Bekannte treffen. Am 25.12.kommt dann meine Schwester mit ihren Kindern und es gibt Pute mit selbstgemachten Klößen und Rotkraut. Am zweiten Weihnachtsfeiertag besuchen wir unsere Tante, sitzen mit unseren Cousinen und Cousins und deren Kindern am Tisch, essen die leckersten Plätzchen der Welt und plaudern darüber, was uns das vergangene Jahr gebracht hat. Abends klingeln oft noch alte Schulkameradinnen, die auch Weihnachten bei ihren Eltern verbringen. Oder ich schaue bei Freundinnen und Freunden vorbei.

Dieses Jahr ist es anders. Wir werden wegen der Corona-Pandemie nicht an meinen Geburtsort fahren. Wir haben uns mit meinen Eltern, meiner Schwester und unseren Kindern zu einer Weihnachtsfeier in einer Videokonferenz verabredet.

Mir gehen Gedanken durch den Kopf, dass ich bisher immer das Glück hatte, auswählen zu können, wo ich Weihnachten verbringen möchte.Zugegebenermaßen kam mir diese „Wahl“ in manchen Jahren auch wie eine Pflicht vor. Was für ein Luxusproblem, angesichts der Menschen, die eben keine Wahl haben. Geflüchtete, Kranke in der Klinik, Menschen, die verpflanzt wurden, z.B.ins Ausland, bei denen niemand mehr da lebt, wo sie geboren wurden.

Ich habe eine Freundin in Australien, deren Mutter als neunzehnjähriges Mädchen aus Deutschland ausgewandert war. Die Familie feiert immer am 25.12. „German Christmas“ und die Mutter versucht, eine Stimmung herzustellen, wie sie sie aus ihrer Kindheit in Erinnerung hat. An diesem Tag ist sie ihrer alten immer Heimat ganz nahe. Mir kam letztes Jahr die Idee, unter der Kirchenbank „Stille Nacht, Heilige Nacht“ und „Oh, Du Fröhliche“ aufzunehmen und per Social Media meiner Freundin nach Australien zu senden. Ihre Mutter hat geweint beim Anhören.

Hier finden Sie die beiden Aufnahmen. Ich möchte sie allen Menschen widmen, die Weihnachten voller Sehnsucht an den Ort denken, an dem sie selbst geboren wurden. Oder die nicht die Wahl haben, Weihnachten da zu feiern, wo sie gerne möchten.

Ihre Yvonne Adam

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